AACHEN. Interview mit Dipl.-Ing. Yvonne Vormstein, NEUMAN & ESSER (NEA)
KURS-Zentralbüro: Was interessiert Sie persönlich an der Kooperation?
Vormstein: Ich möchte an konkreten Beispielen zeigen, dass Mathe und Physik spannend sind. Das wird beim Lernen aus dem Schulbuch häufig nicht so deutlich. So können wir auch bei Mädchen schon früh das Interesse für technische und naturwissenschaftliche Berufe wecken.
KURS-Zentralbüro: Warum engagiert sich NEA für das Gymnasium?
Vormstein: Die Unternehmerfamilie ist sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Deutlich wird das z.B. an unserer hohen Ausbildungsquote. Wir haben am Standort in Übach-Palenberg durchschnittlich 55 junge Leute in der Ausbildung. Das ist eine Quote von ca. 14 %. Auf der anderen Seite benötigen wir natürlich engagierten und guten Nachwuchs, dazu gehören Techniker und Ingenieure. Vielleicht können wir die Schüler für uns begeistern. Schließlich ist die Zusammenarbeit auch aus der Sicht der Personalentwicklung interessant. Einige unserer Beschäftigten haben ihre Kinder auf dem Gymnasium. Das schafft insgesamt ein positives Klima für die Partnerschaft und wirkt sich motivationsfördernd auf unsere Beschäftigten aus.
KURS-Zentralbüro: An welche Aktivität erinnern Sie sich besonders?
Vormstein: An den Powerkurs-Mathematik. Wir haben mit Schülerinnen und Schülern aus den Klassen 8/9 regelmäßig zweimal im Monat im Betrieb gearbeitet. Die Schüler kamen freiwillig über ein halbes Jahr lang nachmittags zu uns und waren begeistert und mit Feuereifer bei der Sache. Dabei haben wir z.B. Gewicht und Volumen verschiedener Werkstücke errechnet – angewandte Geometrie eben. Oder wir haben Strahlensätze bei der Laservermessung von Triebwerken angewendet.
KURS-Zentralbüro: Wie geht’s weiter
Vormstein: Ich finde die Zusammenarbeit sehr positiv. Schüler, die mit uns in Kontakt gekommen sind, haben sich anschließend öfter zu freiwilligen Praktikumstagen gemeldet. Wir fänden es schön, wenn die Dinge, die wir miteinander gemacht haben verstetigt werden könnten. Leider führt die Verkürzung der Schulzeit dazu, dass es schwieriger sein wird, Themen wie die Powerkurse im Schulalltag zu verankern. Ich könnte mir auch für andere Bereiche eine Ausweitung vorstellen. So habe ich im Sozialwissenschafts-Unterricht arbeitsrechtliche Aspekte vorgestellt und fände es spannend Globalisierungsaspekte am konkreten Beispiel unseres Unternehmens in den Unterricht einzubringen.
Der Name NEUMAN & ESSER (NEA) ist seit dem Jahr 1830 eng verknüpft mit Maschinenbau in der Aachener Region. Die NEA GROUP ist namhafter Hersteller von Kolbenkompressoren auf dem Weltmarkt. Zu den vielfältigen Auftraggebern gehört u.a. die Chemie und Petrochemie, die Pumpen werden z.B. für die Erdgasspeicherung oder die Biogaseinspeisung eingesetzt.
Das mittelständische Familienunternehmen mit derzeit ca. 840 Mitarbeiter weltweit und knapp 390 am Standort in Übach-Palenberg ist geprägt durch Tradition, eine langfristige Geschäftspolitik und Kundennähe.
Seit 2006 kooperiert das Unternehmen mit dem Gymnasium Baesweiler im Rahmen von KURS. Ansprechpartnerin auf Seiten der NEA GROUP ist Frau Dipl.-Ing. Yvonne Vormstein, zuständig für den Bereich Personal und Organisation Deutschland.
Kooperation konkret
Die Vielschichtigkeit der Zusammenarbeit erkennt man an den Aktivitäten die bislang durchgeführt wurden:
* Bewerbungstraining in der Klasse 9
* Berufswahlorientierung „Ingenieurwissenschaften studiert – und was dann“?
* Girls‘ Day
* Betriebserkundungen Lehrer/Schüler
* Vorträge im Unterricht: Z.B. SoWi, 13, „Flexibilisierung der Arbeitszeit“
* Powerkurs Mathe: Klasse 9, Geometrie in der Praxis
* Powerkurs Physik: Klasse 11, physikalische Prinzipien der Werkstoffprüfung
* Powerkurs Geografie: Globalisierung und Standortverlagerung
* Powerkurs Business English: Bewerben im Anglo-Amerikanischen-Raum