REICHSHOF-WEHNRATH. Förderschulen sind in besonderem Maße auf Unterstützung von außen angewiesen, wenn es darum geht, ihre Schülerinnen und Schüler aus ihrer gesellschaftlichen Isolation herauszuführen und bestmöglich auf ein autonomes, selbstbestimmtes Leben und eine Teilhabe am Arbeitsleben vorzubereiten. Daher ist es ein besonders wichtiger Schritt, wenn sich ein Unternehmen bereit erklärt, eine Förderschule bei dieser Aufgabe zu unterstützen. Die Ralf Bohle GmbH ist solch ein Glücksfall für die Hugo-Kükelhaus-Schule. Dabei gibt es zahlreiche Schnittstellen zwischen den beiden Partnern, denn der Europa-Marktführer für Fahrradreifen stellt seit 26 Jahren auch Rollstuhlreifen her.
Die Schule soll künftig professionelle Unterstützung in der Fahrradwerkstatt erhalten, Schüler werden als Testfahrer für Rollstuhlreifen fungieren, es wird Betriebserkundungen für Lehrer und Schüler geben und im Erdkundeunterricht soll der Prozess der Reifenherstellung vom Kautschuk bis zum Endprodukt mit Hilfe von Unternehmensexperten untersucht werden.
Die Schule ihrerseits wird dem Unternehmen beim jährlich veranstalteten „Rolli-Day“ mit behinderungsspezifischen Materialien und Hilfsmitteln sowie bei der Organisation und Durchführung von Pflegemaßnahmen zur Seite stehen.
Der gestern unterzeichnete Vertrag war eine Premiere. Zum ersten Mal unterzeichnete im Rahmen der KURS-Initiative ein großes Industrieunternehmen einen Kooperationsvertrag mit einer Förderschule mit Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung. Geschäftsführer Frank Bohle sprach von einem „besonderen Tag für die Ralf Bohle GmbH“. „Wir wollen an der Basis von Mensch zu Mensch arbeiten“, stellte Bohle fest. Er sei tief beeindruckt gewesen, als am „Rolli-Day“, einem Tag rund um den Rollstuhl, der erste Kontakt hergestellt worden sei.
Schulleiter Rolf Steinmann sieht in der Zusammenarbeit die Chance, die Schülerinnen und Schüler schon während ihrer Schulzeit fit für den ersten Arbeitsmarkt zu machen. „Frühzeitig Einblick in verschiedene Berufe zu nehmen und vor allem auch die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erkennen und auszubauen, wird sicherlich die Chancen einiger unserer Schülerinnen und Schüler auf dem Arbeitsmarkt verbessern.“ Dies sei für die Förderschüler besonders wichtig, so der Schulleiter.
Foto: Christian Neeb