Von der Berufung zum Beruf

KÖLN. Religion und Philosophie als Thema einer KURS-Lernpartnerschaft, geht das?

Und wie das geht. Das Erich Kästner-Gymnasium aus Köln Niehl und das Seniorenhaus St. Maria im Zentrum von Köln wollen diesen ungewöhnlichen Weg gehen.

Das Fach Religion ist laut Grundgesetz Artikel 7, Landesverfassung Nordrhein-Westfalen Artikel 14 und Schulgesetz § 31 ordentliches Unterrichtsfach. Dabei wird das Fach in Nordrhein-Westfalen in acht verschiedenen Bekenntnissen angeboten. Für Schüler, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, wird Philosophie bzw. praktische Philosophie angeboten.

Die Ziele beider Fächer sind ähnlich. Religionsunterricht trägt dazu bei, dass Schülerinnen und Schüler eine eigene Wertehaltung entwickeln, sie kritisch überprüfen und Brücken des Respekts, des Verständnisses und Miteinanders aufbauen, heißt es dazu auf der Seite des Bildungsministeriums.

In der Schule fördert unter anderem das Unterrichtsfach „Praktische Philosophie“ die Entwicklung der Gesamtpersönlichkeit zu sozialer Verantwortung, zur Gestaltung einer demokratischen Gesellschaft und zur Orientierung an Grundwerten, so der Kernlehrplan für das Fach.

Damit diese Ziele eine praktische Anwendung finden, gehen die Schüler in das Seniorenhaus und diskutieren mit Schwester Pamela vom Orden der Gemeinschaft von Jerusalem was es heißt, Brücken zu bauen, Verständnis zu haben und Werte zu leben.

Interessierte Jugendliche können dann die Bereiche Pflege, Betreuung und Verwaltung von St. Maria bei einer Besichtigung im Seniorenhaus kennenlernen. Anschließend soll ein Projektkurs sich über einen längeren Zeitraum nachhaltig mit den Themen Pflege und Betreuung beschäftigen. Das ist nicht nur praktische Werteerziehung, sondern auch gelebte Verantwortung und damit Basis einer demokratischen Pädagogik.

Zusätzlich erhalten schon die Schüler der Jahrgangsstufe 8 Gelegenheit, in Berufsfelderkundungen das Seniorenhaus kennenzulernen. Geplant ist auch, dass Informatikkurse praktische Alltagshilfe in Sachen Handy für die Bewohner anbieten an und die Kunst-Fachschaft plant Porträts der Bewohner auszustellen.

Das Gymnasium aus Köln Niehl kann also mit dieser zweiten KURS-Lernpartnerschaft nicht nur fachübergreifend die politische Schulkultur fördern, sondern auch die Ziele der Fächer Religion und Philosophie unterstützen. Das Seniorenhaus St. Maria freut sich, der Gesundheits- und Pflegewirtschaft ein Gesicht geben zu können und auch für angehende Abiturienten ein weiteres Optionsfeld der beruflichen Orientierung öffnen zu können.

Die kleine Feier zur Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung mit Jochen Ringel, leitender Regierungsschuldirektor bei der Bezirksregierung Köln, und Vera Lange, stellvertretende Geschäftsführerin Aus- und Weiterbildung der Industrie- und Handelskammer zu Köln, fand in besonderer Atmosphäre statt. „Man spürte förmlich die Gemeinschaft und den besonderen Spirit bei allen Beteiligten“, so Ursula Borstell, Schulleiterin des Erich Kästner-Gymnasiums.