„Heißer Stuhl“: Ein authentischer Einblick in die Unternehmensführung

ExpertengesprächBAD MÜNSTEREIFEL. „Ich bin nicht der typische Chef, sondern duze alle und packe auch mal mit an, wenn nötig. Eigentlich wollte ich jedoch Zahntechniker werden“, so lauteten die Antworten auf die Einstiegsfragen von Cederik P. und Thomas R., wie Uwe Meyer überhaupt zur Elektrik gekommen sei und wie er das mittelständische Euskirchener Unternehmen leite.

Mit 30 privaten und beruflichen Fragen konfrontierten die interessierten Neuntklässler des Differenzierungskurses Sozialwissenschaften den 58-jährigen Geschäftsführer des KURS-Lernpartners INNECKEN Elektrotechnik.

Anfangs schienen sowohl Meyer als auch die Interviewenden ein wenig aufgeregt, doch nachdem Meyer seinen Werdegang amüsant beschrieben hatte, aus dem hervorging, dass er selber Realschüler war, nicht täglich motiviert zur Schule ging, ursprünglich keine wirkliche Vorstellung von einer Ausbildung zum Elektriker hatte, während er nun für die Elektrotechnik brenne und ihn der Beruf nie mehr losgelassen habe, liefen die ersten Jugendlichen rund um Schülersprecherin Celina W. zu Hochtouren auf und begannen Ihren Interviewpartner förmlich zu löchern:

„Was ist Ihre Lieblingsaufgabe und Ihre größte Stärke als Chef?“
„Was können Sie bei der Führung von 170 Mitarbeitern überhaupt nicht leiden?“
„Ist INNECKEN stark mitgenommen worden in den letzten zwei Jahren durch die Krisen?“
„Wie viel Umsatz muss ihr Betrieb machen, damit auch die Inhaber zufrieden sind?“
„Wollen Sie expandieren und mehr Firmensitze?“
„Wann haben Sie Feierabend und versuchen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zu finden?“

Bei vielen, teils vorbereiteten, teils spontanen Fragen, mussten Fachlehrer Christopher Schmitz und KURS-Koordinatorin Vanessa Rauch schmunzeln und waren ebenfalls auf die Antwort gespannt:
„Reparieren Sie zu Hause selber kaputte Elektroteile?“ Meyers Antwort war ein deutlich glaubwürdiges „ja, das mache ich gerne und ohne fremde Hilfe.“

„Hätten Sie jemals gedacht, dass Sie mal Geschäftsführer werden?“, wollte Cederik wissen. Auch hier lauschte man Meyers überraschender Antwort: „Nie hätte ich das gedacht. Vielleicht habe ich nach der Ausbildung und Absolvierung der Technikerschule einmal an eine Abteilungsleitung gedacht. Als Geschäftsführer schläft man nicht jede Nacht gut, aber man wächst mit seinen Aufgaben und jetzt ziehe ich’s auch noch durch bis zur Rente.“

Meyers Lieblingsaufgaben, raus zu fahren auf Baustellen, um dort die Bauleiter und Monteure zu betreuen, oder auch allgemein Belobigungen auszusprechen, wurden schnell klar, aber Celina W. befragte den Leiter des Kooperationsunternehmens daraufhin prompt, was ihm denn überhaupt keinen Spaß mache. „Abmahnungen und ernste Gespräche“, so Meyer ehrlich, „diese unangenehmen Dinge widerstreben mir.“

Einige SW-Schüler:innen waren so begeistert, dass sie sich zusätzlich nach Praktikumsplätzen und dem Ablauf dessen im Betrieb informierten.

Thomas R. zog ein Fazit: „Mich hat fasziniert, dass Herr Meyer seine 170 Mitarbeiter:innen als große Familie sieht und so ein eingeschweißtes Team ein großer Vorteil gegenüber Konkurrenten sein kann. Das Interview war wirklich spannend und toll fand ich, dass Herr Meyer keiner einzigen Frage ausgewichen ist.“

Sowi-Lehrer Schmitz fand den Expertenbesuch ebenfalls beeindruckend und gewinnbringend, da seine Schüler:innen einen authentischen Einblick in die Geschäftswelt bekamen.

Meyers Werdegang und seine ungeahnte Karriere fanden Maja J. und Lena L. besonders beeindruckend. Denn: Wer hat selber nicht schon einmal daran gedacht, einmal „Chef“ sein zu wollen?