HEINSBERG. Aufgeregt ist Christian Handschuhmacher schon, schließlich geht es um seinen Traumberuf: Unternehmensberater will er werden. Im schicken Anzug sieht er beinahe wie einer aus. Ob er auch das Zeug dazu hat, wird sich beim Gespräch mit Gabriele Bautz herausstellen. Die Personalleiterin hat sich Christians Bewerbermappe zurechtgelegt: „Nehmen Sie Platz.“
Fast könnte man meinen, es handele sich bei dieser Szene um ein wirkliches Bewerbungsgespräch. Tatsächlich ist Christian aber erst in der 11. Klasse des Kreisgymnasiums und Gabriele Bautz vom Bauunternehmen Frauenrath leitet ein Bewerbertraining mit Schülern der 11 und der Profilklasse 10 und zwar so, wie es im wirklichen Leben abläuft.
Volle vier Tage dauert die Übung, organisiert von der Geschäftsführung der A. Frauenrath Bauunternehmen GmbH und dem Kreisgymnasium Heinsberg – eine Kooperation, die schon 2002 begann und seit letztem Jahr eine KURS-Partnerschaft mit Vertrag ist. KURS (Kooperationsnetz Unternehmen der Region und Schulen) ist eine Initiative der Bezirksregierung Köln und der Industrie- und Handelskammern zu Aachen, Bonn/Rhein-Sieg und Köln sowie der Handwerkskammer zu Köln.
In KURS erweitern Schulen und Unternehmen als Partner den Lernstoff, um junge Menschen früh an die Berufswelt heranzuführen. Rudolf Jumpertz, KURS-Beauftragter für den Kreis Heinsberg: „Schüler werden für Ausbildung und Studium fit gemacht, während sich Unternehmen als interessante Arbeitgeber präsentieren“. Auch, wenn es bis zum Berufseinstieg noch eine Weile dauert – die Teilnehmer nehmen das Training ernst. Sie wollen Bauzeichner, Fotograf und noch vieles mehr werden. Jeder hat im Vorfeld eine Bewerbungsmappe für seinen Traumberuf abgegeben.
Christian geht als erster ins Bewerbungsgespräch. „Was sollte ein Unternehmensberater mitbringen“, fragt Bautz und bohrt nach: „Was reizt Sie an dem Beruf?“ Die Antwort: „Ich finde ihn interessant“, reicht ihr nicht. Schlagkräftige Gründe müssen her.
Dieses Training ist nur eines der gemeinsamen jährlichen Projekte mit den Heinsberger Gymnasiasten. So besucht beispielsweise ein Vermesser des Unternehmens den Mathematik-Unterricht. Oder aber Schüler des Informatikkurses informieren sich direkt im Unternehmen über elektronische Datenverarbeitung.
Am Ende des ersten Tages des Bewerbertrainings zieht Bautz Bilanz: „Die Schüler haben einen authentischen Eindruck hinterlassen. Auf die Körpersprache müssen sie aber mehr Wert legen.“ Christian wird sich merken: beim nächsten Mal stärker den Augenkontakt halten und die Hände nicht vor Aufregung unter dem Tisch verstecken. Selbstbewusstsein drückt sich nicht nur in Worten aus, sondern auch in der Haltung. Das Training zeigt: „Die Schüler lernen verstehen, dass Details bei der Vorbereitung und Präsentation im Bewerbungsgespräch entscheidend sind für den Erfolg“. Christian und Nico Reichert fühlen sich gut beraten: „Jetzt wissen wir, welche Fragen uns bei der Bewerbung erwarten können – es ging zu wie im richtigen Leben“.
Esra Güner