Kooperation statt Ausgrenzung – die erste Lernpartnerschaft mit einer Förderschule für geistige Entwicklung ist auf den Weg gebracht!

Besonders schwierig gestaltet sich erfahrungsgemäß die soziale und berufliche Integration geistig behinderter junger Menschen. Am 23.05.2006 trat nun die erste Lernpartnerschaft mit einer Förderschule mit Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung im Regierungsbezirk Köln an die Öffentlichkeit: Sankt Nikolaus Schule Kall und AWO Kreisverband Euskirchen e.V./Wirkstatt Kall werden künftig gemeinsam die Schülerinnen und Schüler der Sankt Nikolaus Schule auf das Arbeitsleben vorbereiten.

Das im Regierungsbezirk Köln einmalige, von Maria Wulf-Hundeck vom Büro für Lernpartnerschaften in Euskirchen gemeinsam mit den Partnern entwickelte Projekt ist das dritte Modellprojekt mit Förderschulen auf der Plattform KURS.

Schulleiter Herbert Siodmok ist begeistert über die Möglichkeiten, die die AWO den Schülerinnen und Schülern bietet. „Sie erhalten die Chance zur weiteren persönlichen Entwicklung und der Entwicklung von Schlüsselqualifikationen. Sie stellt daher eine ideale Vorbereitung auf das zukünftige Berufsleben der Schüler dar.“ Nahezu alle Schüler und Schülerinnen der Kaller Förderschule finden nämlich nach Abschluss ihrer Schullaufbahn einen Arbeitsplatz bei den Nordeifelwerkstätten (NEW) in Zingsheim.
Was die Schülerinnen in Kooperation mit ihrem neuen Partner konkret lernen können, zeigt ein Filmbeitrag von Lehrer Jörg Schneider. Die Erfahrungen der ersten Schülergruppe, die in einem Langzeitpraktikum in der Stufe 10 an zwei Tagen wöchentlich u. a. in der Kleiderkammer und der Werkstatt mit den dortigen Tätigkeitsfeldern und Arbeiten vertraut gemacht wird, sind durchweg positiv. Die Schüler demontieren Elektrogeräte, sortieren Kleidung, reinigen Möbel und helfen bei der Sammlung von Altpapier, Altkleidern und Schuhen. Dass ihnen die Arbeit Spass macht, war ganz offensichtlich. Marga Rohr-Büchert und Armin Romanowski von der AWO-Wirkstatt sind von ihrem neuen Auftrag überzeugt: „In unserem Team haben sich die Schüler integriert und werden akzeptiert. Von dem Miteinander profitieren alle Beteiligten und lernen mehr Verständnis füreinander zu entwickeln.“

Die Schüler erfahren in einem neuen Umfeld, dass Zuverlässigkeit, Ausdauer und Zusammenarbeit im Team wesentliche Voraussetzung sind, wenn sie die ihnen gestellten Aufgaben erfüllen wollen. Und dies und natürlich die Wertschätzung und Akzeptanz, die ihnen die Mitarbeiter der Wirkstatt entgegenbringen, verbessert ihr Selbstvertrauen.

Schulamtsdirektor Meinolf Schreiber hält die Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern für eine wesentlichen Faktor, da die Schüler damit mehr Normalität erfahren und sich in einem weniger geschützten Raum erproben und erfahren können. „Wir trauen ihnen in der Regel viel zuwenig zu. Hier machen sie andere Erfahrungen und haben Entwicklungsmöglichkeiten, die sie wirklich nutzen, oft zum Erstaunen aller beteiligten Betreuer.“

Mittlerweile sind zwei weitere Förderschulen im Kreis Euskirchen auf dem Weg in eine Lernpartnerschaft.

Foto 1: Büro für Lernpartnerschaften

Foto 2: Gudrun Klinkhammer