Hauptschüler gehen in den Kindergarten

BORNHEIM. „Auf Dauer angelegte Lernpartnerschaften sollen einen intensiven Austausch und Wissenstransfer anregen und allen Partnern Nutzen bringen“ erklärte Heike Oertel, KURS-Koordinatorin beim Schulamt für den Rhein-Sieg-Kreis.

Die Vernetzung von Schule und Arbeitswelt ist Ziel der Bildungsinitiative KURS. Dieses Ziel verfolgt auch die Lernpartnerschaft zwischen der Franziskusschule, Gemeinschaftshauptschule der Stadt Bornheim und den städt. Kindergärten Klapperschuh, Wolfsburg und Haus Regenbogen. Am 30.04.09 haben die Partner ihre bereits erfolgreich verlaufende Zusammenarbeit in Form einer Kooperationsvereinbarung feierlich besiegelt.  

Diese Vereinbarung ist integraler Bestandteil der Bildungsinitiative KURS, „Kooperation Unternehmen der Region und Schule“, einer Gemeinschaftsinitiative der Bezirksregierung Köln, der Industrie- und Handelskammern Bonn/Rhein-Sieg, Aachen und Köln sowie der Handwerkskammer zu Köln. KURS-Lernpartnerschaften tragen dazu bei, Schülerinnen und Schülern Wirtschaftsthemen sowie Berufs- und Arbeitswelt näher zu bringen und sie praxisnah auf die Anforderungen in Beruf und Studium vorzubereiten.  

Den gegenseitigen Nutzen unterstrich Lothar Nehren, Leiter des städt. Kindergartens Haus Regenbogen: „Die Großen lernen recht unbefangen Verantwortung, Kontinuität und eine neue Rolle kennen. Und die Kleinen haben zusätzliche Partner in der Gruppe, die ihnen Zeit und Förderung geben können.“

„Unsere Schülerinnen und Schüler sollen einen tieferen Einblick in die Arbeit eines Erziehers/einer Erzieherin bekommen. Dies im Idealfall schon im Hinblick auf eine zukünftige Ausbildung“, sagte Henriette Heitmann, Schulleiterin der Franziskusschule. Diesen Einblick können interessierte Schülerinnen und Schüler der Klassen 10A an einem regelmäßigen Praktikumstag erhalten. Die Kindergärten verpflichten sich, für jedes Schuljahr jeweils einen oder mehrere Praktikant/innen in der Einrichtung aufzunehmen. An diesem Tag werden die Schülerinnen und Schüler in die pädagog. Arbeit und in den Betriebsablauf mit einbezogen. „Ein Jahr Zusammenarbeit bringt im Normalfall eine gute Entwicklung der jungen Menschen mit sich“, kommentierte Lothar Nehren. „Die Schüler/innen lernen, dass der Erzieherberuf eine anstrengende und anspruchsvolle Tätigkeit ist, aber sie macht auch Spaß, ist kreativ und kann sehr zum Stärken des Selbstbewusstseins dienen.“

Berufliche Orientierung können bereits Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 8 und 9 erhalten. Die Kindergärten stellen regelmäßig Praktikumsplätze zur Verfügung. Des Weiteren wurde ein fachlicher Austausch vereinbart, zu dem sich die Projektleiter/in, Fachkolleg/innen und Erzieher/innen regelmäßig treffen.

Frau Heitmann sagte: „Die Lernpartner geben unseren Schüler/innen viele berufliche Erkenntnisse und Hilfen, aber vor allem auch eine große menschliche Wärme. Als Dankeschön laden wir unsere kleinen Lernpartner in unsere Schule ein und machen mit ihnen eine gemeinsame Aktion: Basteln von Regenrohren, Aussägen und Bemalen von Frühstücksbrettchen, Malen und Laminieren von Tischsets, ein gemeinsames gesundes und leckeres Frühstück usw.“ Dieser Dankeschön-Tag ist ebenfalls in der Kooperationsvereinbarung verankert. Genau solch einen Dankeschön-Tag konnten die Gäste heute erleben. Schüler/innen der 10A leiteten die Kindergartenkinder an, die mit großer Begeisterung malten und bastelten.

„Diese Lernpartnerschaft besticht besonders durch die Vernetzung mehrerer Kooperationspartner“, sagte Heike Oertel. So ist die Lernpartnerschaft mit den drei Kindergärten nicht die einzige, die die Franziskusschule mit einer KURS-Vereinbarung besiegelt hat. Seit 2005 kooperiert die Schule bereits mit dem Paulinenhof in Bornheim-Merten. „Schüler/innen erweitern ihre Sozialkompetenz, indem sie sich verantwortungsvoll um alte Menschen und kleine Kinder kümmern“, betonte Henriette Heitmann. Da ihr auch hier das gegenseitige Geben und Nehmen wichtig ist, veranstalten die Partner jährliche Karnevals- und Adventsfeiern. Bei diesen Feiern werden alle Beteiligten einbezogen: Schüler/innen, Kindergartenkinder und Senioren basteln, feiern und essen miteinander.

Nach Auffassung von Dario Thomas, stellvertr. Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung der IHK Bonn/Rhein-Sieg, ist eine frühe Begegnung der Jugendlichen mit der Arbeitswelt von enormer Bedeutung. So erwerben die Schüler/innen Schlüsselqualifikationen, die ihre Chancen auf eine Berufsausbildung auf dem Arbeitsmarkt verbessern. „Lernpartnerschaften wie diese müssen flächendeckend werden, um möglichst viele Schülerinnen und Schüler erreichen zu können“, erklärte er.  

Begleitet wurde die Lernpartnerschaft vom KURS-Basisbüro beim Schulamt für den Rhein-Sieg-Kreis. „Schulen und Unternehmen, die sich für Lernpartnerschaften interessieren und sich im Rahmen unserer Initiative engagieren wollen, steht das KURS-Basisbüro für den Rhein-Sieg-Kreis mit Beratung und Unterstützung zur Verfügung,“ erklärte Heike Oertel. Das KURS-Basisbüro bietet auch die Betreuung und Begleitung bereits bestehender Lernpartnerschaften an.