Banker auf Zeit

WIEHL. Pädagogik-Kurs des Bonhoeffer-Gymnasiums wird Vorstand für einen Tag

Einem Kunden wurde gerade durch individuell gestaltete Konditionen das Investieren bei der Sparkasse leicht gemacht. Der eigentliche Vorstandsvorsitzende der Sparkasse der Homburgischen Gemeinden, Manfred Bösinghaus, sitzt neben Leonie von Blücher, lächelt und nickt.

Die 18-jährige Schülerin des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums hat wie so oft an diesem Tag eine gute und richtige Entscheidung getroffen. Von Blücher ist „Chefin für einen Tag“. Diese Aktion findet im Rahmen der KURS-Kooperation zwischen Schule und Geldinstitut statt. Während der seit bereits vier Jahren andauernden Zusammenarbeit werden immer wieder neue Aktionen angestoßen.

In diesem Fall organisierten die Mitarbeiter der Sparkasse gemeinsam mit Lehrerin Britta Stephan einen prall gefüllten Arbeitstag für den Pädagogik-Kurs der Stufe12. „Wir wollen den Schülern einen direkten und tiefen Einblick in die Arbeitswelt geben“, so Bösinghaus. Wirkliche Kundendaten wurden den Schülerinnen und Schülern nicht an die Hand gegeben. Da geht das Bankgeheimnis vor, auch wenn die Schüler förmlich zur Verschwiegenheit verpflichtet wurden.

17 von ihnen sind mit Leonie von Blücher in der Wiehler Hauptstelle, denn sie unterstützen die Bankerin auf Zeit mit Hintergrundwissen. „Sie kann ohne Vorbereitung ja nicht einfach in eine Vorstandssitzung gehen“, sagt dazu Bösinghaus, der von Blücher bescheinigt, dass sie für den Job als Bankerin gute Voraussetzungen mitbringt. Und die Schüler machen ihre Sache vorbildlich, schicken regelmäßig Infos per Mail in das Vorstandsbüro.

„Ich bin wirklich froh, dass ich meine Schulkameraden dabei habe, das hilft sehr“, meint von Blücher. Die Oberstufenschüler recherchieren im Internet, was es über Bürgermeister Werner Becker-Blonigen zu wissen gibt, um Leonie das anstehende Arbeitsessen zu erleichtern, sichten Bewerbungsmappen und fragen in der Wiehler Hauptstelle nach, wenn ein Detail noch nicht ganz klar ist.
 
„Wir tragen die Verantwortung dafür, dass Leonie effektiv arbeiten kann. Das ist schon eine besondere Situation“, erklärt Charline Fischer. Am Nachmittag spricht schließlich Dr. Dirk van Betteray vor und auch nach diesem Gespräch trifft die Schülerin, die später Jura oder Psychologie studieren will, die bestmögliche Entscheidung. „Wir haben der Musikschule eine große Summe zugesagt. Ich hatte den Eindruck, dass das Geld hier absolut sinnvoll verwendet wird und mir ist es wichtig, die Kulturschaffenden zu unterstützen“, begründet von Blücher ihre Zusage finanzieller Förderung. Die ist übrigens, im Gegensatz zu den simulierten Bewerbungsgesprächen und dem nicht echten Gespräch mit Stephan Neu, absolut real. Denn auch Manfred Bösinghaus sieht ein funktionierendes Vereins- und Kulturleben als „den Klebstoff der Gesellschaft“ an. Noch im abendlichen Abschlussgespräch ist er voll des Lobes für das Engagement der Schüler.
 
„Sie haben den Tag super bewältigt“. Und von Blüchers Fazit? „Es war aufregend, Dinge wie das Bewerbungsgespräch von der anderen Seite zu erleben und Chefin zu sein, ohne vorher Karriere gemacht zu haben. Es war spannend und hat, obwohl es anstrengend war, eine Menge Spaß gemacht.“